Studierende des Masters Benelux-Studien und der Arbeitsgruppe Benelux-Net folgten der Einladung zum Festakt anlässlich des 80-jährigen Bestehens der Beneluxunion
Studierende und Mitarbeitende der Universität Paderborn erhielten am 5.9.2024 einen interessanten Einblick in internationale diplomatische Beziehungen: Im Brüsseler Egmont-Palast wurde der offizielle Festakt zum 80-jährigen Bestehen der Beneluxunion begangen. Zum ersten Mal seit Bestehen der Benelux-Union wurde dieser Tag gefeiert. In Zukunft soll dies nun jedes Jahr geschehen.
Die Zeremonie gab einen wichtigen Einblick in die zukünftige Ausrichtung des Bündnisses, für dessen Entwicklung folgende Fragen aufgeworfen wurden: Welche Anregungen können von der Beneluxunion sowohl innerhalb als auch jenseits der gemeinsamen Kernthemen Sicherheit, Wirtschaft und Ökologie an die Europäische Union aber auch weit darüber hinaus ausgehen? Wie kann die bisherige Zusammenarbeit, auch im Hinblick auf den Partner Nordrhein-Westfalen, erweitert und vertieft werden? Diese Debatten bildeten den Auftakt zu einem mehrstündigen Festakt.
Handverlesene Gäste aus den Beneluxländern sowie Deutschland versammelten sich zunächst um 16:00 Uhr im Palais d’Egmont, der guten Stube des belgischen Außenministeriums, in Brüssel. Auch einige Mitglieder des Benelux-Teams unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Schmitz und Dr. Saskia Vandenbussche waren auf Einladung der Benelux-Union angereist, um an der Podiumsdiskussion teilzunehmen.
Zu Beginn begrüßte der derzeitige Generalsekretär der Benelux-Union, der Niederländer Franz Weekers, alle Teilnehmenden und nahm sie auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Benelux-Union mit. Ferner begrüßte er die anwesenden zwei ehemaligen Außenminister der Benelux-Staaten, die 2008 die Erweiterung der Benelux-Union verhandelt haben: Jan Peter Balkenende, niederländischer Christdemokrat und Yves Leterme, belgischer Christdemokrat. In Vertretung des damaligen luxemburgischen Außenminister Jean-Claude Junker, der eine Grußbotschaft übermittelte, war Jean Asselborn, Luxemburger Sozialdemokrat, angereist. Nacheinander gewährten sie dem Auditorium einen Einblick in ihre Erfahrungen beim Aufbau der Benelux-Union und ihre Visionen für ihre weitere Zukunft: Yves Leterme machte den Anfang und betonte die Bedeutung der Union für die wirtschaftliche Prosperität zahlreicher Unternehmen in den Beneluxländern und darüber hinaus. Daraufhin benannte Jan Peter Balkenende die Chancen gemeinsamer sozialer und ökonomischer Transformationen innerhalb der gemeinsam aufgebauten Marktstrukturen. Dann unterstrich Jean Asselborn die Relevanz des Bündnisses angesichts zentraler weltpolitischer Problemlagen unserer Zeit: Er erinnerte an den Beginn der Beneluxunion im Jahre 1944 aus den Erfahrungen des Krieges heraus, um eine Brücke zum heutigen Aufstieg des Rechtsextremismus zu schlagen. Nach diesen drei Reden wurde die Diskussion geöffnet und die anwesenden jungen Menschen, Mitglieder der Europajugendparlamente von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sowie Studierende des Benelux-Masters und der BeneluxNet-Arbeitsgruppe der Universität Paderborn konnten den hochrangigen Politikern Fragen stellen. Dr. Uta Loeckx, die Verbindungsbeamtin Nordrhein-Westfalens an der Benelux-Union, betreute dabei die Paderborner Gruppe.
Anschließend wurde die Zeremonie in den Vorhof des Palais d’Egmont verlegt. Weitere Reden sowie das Musikkorps der belgischen Zollbeamten bekräftigten die Bedeutung des Bündnisses, während die Anwesenden Zeugen einer einmaligen Münzprägung wurden: Zu Ehren des 80. Geburtstags der Benelux-Union war eine riesige historische Münzpresse aus den Niederlanden an diesen Ort verbracht worden. Unter den Blicken der geladenen Gäste wurde sie dann betätigt, um eine exklusiv zum Anlass des 80jährigen Bestehens geprägte Münze zu erstellen.
Bei der Prägung waren erneut Vertreter der drei Mitgliedsländer beteiligt: Yves Leterme, Jean Peter Balkenende und Jean Asselborn verliehen nacheinander dem Hebel der Presse Schwung. Dieser Akt versinnbildlichte die gemeinsamen Kraftanstrengen, welche einem solchen Bündnis innewohnen: Nur durch die kontinuierlichen Bemühungen aller Beteiligten lässt sich ein derartiges Projekt angemessen realisieren.
Zuletzt rundete ein Rencontre im Palastinneren die Zeremonie ab: In einem Festsaal erwarteten die Teilnehmenden weitere Reden wichtiger politischer Vertreter*innen, die mit großer Selbstverständlichkeit zwischen dem Französischen und Niederländischen wechselten. Dies unterstrich die Bedeutung der Mehrsprachigkeit in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sowie in der gesamten Benelux-Union. Das gleiche galt für das Musikprogramm, welches nicht nur die Nationalhymnen der Benelux-Länder umfasste, sondern auch Volkslieder der drei Länder. Im Laufe des Abends öffnete sich das musikalische Repertoire zunehmend, und die Teilnehmenden taten es den Musikern gleich: Bei bester Verköstigung erhielten sie Gelegenheit zu Diskussionen und Gesprächen.
Allen Teilnehmenden, insbesondere auch die Gäste der Universität Paderborn, waren sich einig, dass dieser historische bedeutende Festakt ihnen noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Das großzügige Geschenk für ihre Teilnahme, eine der für den Festakt geprägten Münzen, wird diese Erinnerung noch lange wachhalten.