Interview mit der belgischen Regisseurin Zoé Wittock
Auch in diesem Jahr feierte das Film Festival Cologne die Beziehungen zu den Benelux-Ländern. Im Rahmen des Netzwerktreffens Benelux am 05.10.2020, trafen wir die junge belgische Regisseurin Zoé Wittock vorab in Köln. Mit ihr sprachen wir u.a. über ihren aktuellen Film JUMBO. Das französische Interview haben wir in diesem Video festgehalten:
Object inanimé
Avez-vous donc une âme
Qui s’accroche à notre âme
Et la force de l’aimer ?
Unbelebtes Objekt
Besitzen Sie eine Seele,
die sich an unsere Seele heftet
und sie zwingt, sie zu lieben?
Diese Verse haben eine große Bedeutung in Zoé Wittocks Film JUMBO, sie üben einen magischen Bann auf die Protagonistin Jeanne aus. Auf poetische Weise thematisiert dieser Film Objektophilie und Objektsexualität. Als reale Inspirationsquelle diente die persönliche Liebesgeschichte Erika Eiffels, die den Eiffelturm geheiratet hat.
Auf der öffentlichen Filmvorführung von JUMBO im Rahmen des Film Festival Cologne, sprach Zoé Wittock im Filmpalast in Köln über ihre filmische Umsetzung des Themas: Der emotionale Aspekt war ihr in jeder Phase wichtig, um Empathie mit der Protagonistin zu erzeugen. Sie betont daher auch die Darstellung der Innensicht der Hauptfigur, die dem Thema gerechter würde, als die bloße Außensicht zu fokussieren, die in einer vorschnellen Verurteilung der Betroffenen als „Freak“ münden kann.
Zoé Wittocks Recherchen ermöglichten ihr auch themenbezogene Gespräche mit Psycholog*innen, wonach objektophile Menschen vermutlich potentiell häufiger Züge von Autismus zeigten; insbesondere in der Wahrnehmung von Licht und Material. Ein Aspekt, der sich visuell eindrucksvoll und auch haptisch in JUMBO wiederfindet.
8 Jahre hat es von der Idee bis zum fertigen Film gebraucht. Bezüglich der Rezeption ihres Films, zeigt sich die junge Regisseurin erleichtert: JUMBO werde schon jetzt mit mehr Offenheit begegnet, als sie erwartet hätte. Das Thema liege ihr auch deshalb am Herzen, weil es nicht nur andere, sondern auch sie mit ihrer eigenen Offenheit und ihren Grenzen konfrontiert – und zum Nachdenken anregt.
Hier gelangen Sie zu unserem kurzen Rückblick des Netzwerktreffens Benelux auf dem Film Festival Cologne.
Hier gelangen Sie schließlich zu unserer Podcastfolge mit Johannes Hensen, Programmleiter des Film Festival Cologne, in der wir über den belgischen Film sprechen.
- Fiona Rugani, BelgienNet-Redaktion und Universität Paderborn -