Am 30. Juni 1960 erlangte die heutige Demokratische Republik Kongo ihre Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Belgien. Nach der Ermordung des ersten gewählten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba (1925-1961), der Einmischung ausländischer Akteure im Zeitalter des Kalten Krieges und dem Ausbruch eines Bürgerkriegs wurde die ehemalige belgische Kolonie in eine tiefe Krise gestürzt. Die sogenannte ‚Kongo-Krise‘ konnte im Jahre 1965 schließlich von Armeechef Joseph-Désiré Mobutu (1930-1997) durch einen Militärputsch beendet werden. Im März 1966 ernannte sich Mobutu schließlich zum Präsidenten und blieb als Staatsoberhaupt bis zu seiner Absetzung im Jahre 1997 an der Spitze des Landes – mit weitreichenden Auswirkungen: Nachdem Mobutu 1967 eine Einheitspartei gegründet hatte, wurden Andersdenkende, Dissidenten und Oppositionelle aus Politik, den Medien und der Gesellschaft verfolgt, unterdrückt, gefoltert und mitunter ermordet. In der Folge etablierte Mobutu eine totalitäre Diktatur, die auf Vetternwirtschaft, Korruption und einer ‚Afrikanisierung‘ des öffentlichen Lebens basierte. Mobutu ließ europäische Einflüsse auf Alltag, Mode, Kultur sowie Sprache verbieten und gab dem Kongo 1971 einen neuen Namen: Fortan hieß das Land ‚Zaïre‘. In den 1970er-Jahren wurden allerdings die Folgen der systematischen Misswirtschaft sichtbar: Armut, Arbeitslosigkeit und Verelendung dominierten die zaïrische Gesellschaft. Der Staatspräsident führte selbst dennoch weiterhin ein prunkvolles Leben und belohnte treue Gefolgsleute mit Geldzahlungen aus der Staatskasse. ‚Westliche‘ PolitikerInnen pflegten dabei stets gute Beziehungen zu Zaïre, da die enormen Rohstoffvorkommen im Kalten Krieg von großem militärischen Nutzen waren. Auch nach dem ‚Fall der Mauer‘ konnte sich Mobutu noch bis 1997 an der Macht halten und wurde erst nach einem Bürgerkrieg von Laurent-Désiré Kabila (1939-2001) als Präsident gewaltsam abgelöst.

Die Kongo-Krise und der Militärputsch 1965/66

Bereits lange bevor die katangesische Sezessionsregierung mit der Hilfe von CIA, belgischem Geheimdienst und Mobutus Soldaten am 17. Januar 1961 den zuvor abgesetzten Ministerpräsidenten Lumumba ermorden ließ, war auf kongolesischem Staatsgebiet ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Die sogenannte ‚Kongo-Krise‘ machte das Land schließlich unregierbar: Während Staatspräsident Kasavubu und Armeechef Mobutu den Westen des Kongo mit der Hauptstadt Leopoldville kontrollierten, verteidigten die Provinzen Katanga und Kasai ihre Unabhängigkeit mit Waffengewalt. Darüber hinaus bildeten Lumumbas Weggefährten im Osten des Kongo eine marxistische Gegenregierung, die 1964 als République populaire du Congo in Stanleyville ausgerufen wurde. Um die politische Ordnung und die Einheit des Landes wiederherzustellen, putschte Mobutu am 24. November 1965 gegen Staatspräsident Joseph Kasavubu (1910-1969) und enthob ihn seines Amtes. Nach der Machtergreifung ernannte sich Mobutu am 22. März 1966 kurzerhand selbst zum Staatspräsidenten, gründete 1967 die Einheitspartei Mouvement Populaire de la Révolution (MPR) und verbot alle anderen politischen Vereinigungen. Von seiner Beteiligung an der Ermordung Lumumbas lenkte Mobutu geschickt ab, indem er seinen ehemaligen Vertrauten 1966 zum Nationalhelden ernannte und Lumumba zu Ehren ab 1970 die Tour d‘échangeur de Limete in Kinshasa errichten ließ.

Die futuristische Tour d‘échangeur de Limete in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa wurde Lumumba gewidmet, um von Mobutus Beteiligung am Mord abzulenken © Mr. Kabwende

Die authenticité-Kampagne und die ‚Afrikanisierung‘ des öffentlichen Lebens

Neben Mobutus Geheimdienst- und Propaganda-Abteilungen avancierte der MPR in der Folge zum politischen Herzstück des totalitären Regimes. Mobutu inszenierte sich selbst stets als ‚chef coutumier‘‚ als Vater der Nation‘ und unbesiegbarer Parteiführer. Um die kulturell und sprachlich sehr diverse kongolesische Bevölkerung zu vereinen, begann Mobutu auf einer symbolpolitischen Ebene mit der Verbannung aller europäischen – und damit auch kolonialen – Einflüsse: Bereits 1966 ließ er kongolesische Städtenamen mit belgischer Prägung ‚afrikanisieren‘. So trugen beispielsweise die Städte Leopoldville, Elisabethville, Stanleyville und Coquilhatville fortan die Namen Kinshasa, Lubumbashi, Kisangani und Mbandaka. Im Jahre 1971 verabschiedete Mobutu jedoch ein umfassendere Reform, die dem totalitären Machthaber in der Folge als ideologischer Unterbau dienen sollte: Zum Einen benannte Mobutu die Staatsbezeichnung, den Kongo-Fluss und die kongolesische Währung in ‚Zaïre‘ um – eine Bezeichnung, die sich von der fehlerhaften Aussprache portugiesischer Kolonialisten für die Benennung eines ‚Flusses‘ (‚nzadi‘) in der Kikongo-Sprache ableitete.

Eine Banknote der Banque du Zaïre aus dem Jahre 1977 mit Mobutus Konterfei und dem neuen zaïrischen Staatsemblem © Rachel Strohm

Zum anderen wollte Mobutu mit der groß angelegten authenticité­-Kampagne den KongolesInnen dazu verhelfen, sich zu emanzipieren und ihre ‚afrikanischen Traditionen‘ aus der präkolonialen Zeit wiederzuentdecken. Das programmatische Ziel lautete in der Folge, die europäischen Einflüsse auf die kongolesische Gesellschaft sichtbar zu machen und zu verbannen, wie Mobutu selbst erklärte: „Authentizität bedeutet die Weigerung, importierte Ideologien blindlings anzunehmen. Kurzum, sie bedeutet die Bejahung dieses Teils der Menschheit mit seinen besonderen geistigen und sozialen Strukturen“ (zit. nach Wrong 2002: 96).

Verbot von europäischer Mode, ‚westlicher‘ Küche und christlichen Vornamen

In der Folge wurde das Tragen europäischer Kleidung und christlicher Vornamen sowie die Zubereitung von Mahlzeiten aus der ‚westlichen‘ Küche untersagt. Frauen erhielten landesweit die Anweisung, statt europäischen Miniröcken besser ‚traditionelle‘ pagne-Wickelröcke aus afrikanischen Stoffen zu tragen. Männer sollten anstelle des klassischen Hosenanzugs mit Krawatte den Abacost verwenden, ein hemdartiger Zweiteiler mit hohem Kragen. Die Bezeichnung leitete sich aus der Abkürzung des Ausrufes ‚A bas le costume‘ (‚Nieder mit dem Anzug‘) ab und wurde zum nationalen Symbol der modischen Selbstbestimmung erhoben. Die ‚traditionelle‘ Zubereitung von afrikanischen Speisen sollte ebenfalls wiederbelebt werden: Auf dem Speiseplan dominierten fortan Dekret pundu (Maniokblätter), fufu (Brei aus der Maniokwurzel), Stachelschwein oder Palmwein. Auch auf die Sprache nahm Mobutus Symbolpolitik großen Einfluss: Neben einer Bevorzugung der afrikanischen Sprachen untersagte die staatliche Sprachpolitik die Nutzung von ca. 300 französische Belgizismen. Vielmehr schlug Mobutu vor, dass man die ‚minderwertige‘ Sprache der ehemaligen KolonialistInnen gegen die elaborierte Hochsprache der Kulturnation Frankreich eintauschte. Mobutu inszenierte sich selbst als Vorbild seine authenticité-Kampagne: Er trug von nun an ausschließlich den Abacost, einen ‚traditionellen‘ Holzstab und eine Mütze aus Leopardenfell, während der Präsident zudem seinen christlichen Vornamen Joseph-Désiré ablegte und sich Mobutu Sese Seko Kuku Ngbendu wa Zabanga nannte, was sinngemäß ‚Der allmächtige Krieger, der wegen seiner Ausdauer und dem unbeirrbaren Willen von Sieg zu Sieg geht und Feuer hinter sich zurücklässt‘ bedeutet.

Der ‚Rumble in the Jungle‘ und Mobutus politischer Höhepunkt

In der Folge ließ Mobutu zudem Denkmäler und Monumente abtragen, die an die belgische Kolonialherrschaft erinnerten. Darüber hinaus wurden europäische SiedlerInnen und UnternehmerInnen enteignet, um die Wirtschaftsbetriebe an zaïrische StaatsbürgerInnen – in aller Regel ‚verdiente‘ ParteigenossInnen – zu übertragen. Persönliches Interesse hegte Mobutu insbesondere an den Minen- und Rohstoffbetrieben, nachdem die belgische Union Minière du Haut Katanga (UMHK) bereits 1966 verstaatlicht und in Société générale des Carrières et des Mines (Gécamines) umbenannt worden war. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Verstaatlichungen waren schwerwiegend: Viele Betriebe wurden fortan meist nicht mehr fachgerecht und nachhaltig bewirtschaftet, sondern rasch geplündert, sodass ein Großteil der verstaatlichten Unternehmen nach einigen wenigen Jahren komplett brach lagen.

Das Plakat für den "Rumble in the Jungle". Es bezeichnet den Boxkampf als ein ‚Geschenk‘ Mobutus an das zaïrische Volk und als ‚Ehre‘ für die gesamte schwarze Menschheit © Nicoleon

Davon unbeirrt suchte Mobutu am 30. Oktober 1974 die große Bühne, um die vorgeblich positiven Auswirkungen seiner Wirtschafts- und Identitätspolitik im Stade du 20 Mai in Kinshasa international zu präsentieren: Im Rahmen des sogenannten Rumble in the Jungle organisierte der US-amerikanische Boxpromoter Don King die erste Sport- und Kulturveranstaltung auf dem afrikanischen Kontinent, die mit dem prestigeträchtigen Boxkampf zwischen Muhammed Ali und George Foreman weltweit für Aufmerksamkeit sorgte. Das kulturelle Rahmenprogramm umfasste überdies Auftritte von Ikonen wie Miriam Makeba, James Brown, The Crusaders, The Spinners sowie B.B. King. Die Veranstaltung sollte als Beweis für die kulturelle Emanzipation Afrikas und die weltweite Solidarität der Schwarzen Bevölkerungen dienen.

Beim "Rumble in the Jungle" siegte Muhammed Ali in Kinshasa gegen George Foreman durch K.O. in der achten Runde. Als Foreman auf den Brettern lag, riefen die zaïrischen Zuschauer ‚Ali, boma ye‘ (‚Ali, töte ihn‘). Denn während Ali als sympathischer Panafrikanist umjubelt wurde, war Foreman in Kinshasa in Verruf geraten: Er trat zuvor öffentlich mit einem Schäferhund auf, was viele ZaïrerInnen an die Schäferhunde der belgischen KolonialistInnen erinnerte © Rogelio A. Galaviz C.

Im Glanze dieser Veranstaltung, die weltweit live im Fernsehen übertragen wurde, befand sich Mobutu politisch auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Herrschaft.

Die Etablierung einer beispiellosen Kleptokratie

Gleichzeitig wurden die fatalen Auswirkungen von Mobutus verfehlter Wirtschaftspolitik im Anschluss noch deutlicher als zuvor, trotz (oder wegen) der enormen Vorkommen an Kobalt, Kupfer, Zink, Diamanten, Gold und Silber. Der Großteil der enteigneten Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft und verarbeitendes Gewerbe lag brach, während die zaïrischen Rohstoffexporte durch den globalen Verfall des Kupferpreises in die Krise gerieten. Durch die daraus resultierende Verarmung großer Bevölkerungsteile stieg der Unmut gegen Mobutu langsam, aber stetig an – auch deshalb, weil der totalitäre Diktator selbst einen ausschweifenden Lebensstil pflegte: Im Laufe der 1970er-Jahre ließ Mobutu in Gbadolite – seinem Heimatdorf im Norden Zaïres an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik – einen zweiten Regierungssitz errichten.

Blick auf den verwitterten Innenhof aus einem von dreien Palästen, die Mobutu ab den 1970er-Jahren in seinem Heimatort Gbadolite errichten ließ. (Aufnahme aus dem Jahr 2006) © Clement Bourse

In diesem ‚Versailles des Dschungels‘ baute der zaïrische Staatspräsident drei prachtvolle Paläste, zwei Wasserkraftwerke, zahlreiche Gebäude für Ministerien, Hotelanlagen und eine Landebahn für den Flugzeugverkehr errichten, auf der in regelmäßigen Abständen die von Mobutu privat gecharterte Concorde landen konnte.

Die verwitterte Landebahn mit Ankunftshalle in Gbadolite. Mobutu ließ regelmäßig privat gecharterte Flugzeuge, darunter auch die Concorde, im ‚Versailles des Dschungels‘ landen. © Colleen

Zu Mobutus Lieblingsgetränk zählte französischer Edelschaumwein aus der Champagne, während private FriseurInnen, InneneinrichterInnen oder ÄrztInnen aus der ganzen Welt eingeflogen wurden. Seine Prunk- und Luxussucht finanzierte Mobutu, indem er regelmäßig in die zaïrische Staatskasse griff: Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde Mobutus Privatvermögen auf über 5 Milliarden US-Dollar geschätzt – Geld, das vorwiegend aus den Erlösen des staatlichen Bergbauunternehmens Gécamines stammte. Auf die zunehmende Kritik reagierte Mobutu mit der öffentlichen Aussage in den Abendnachrichten, dass man in Zeiten von Armut so viel vom Staat nehmen könne, wie man eben brauche, solange man nicht zu viel nehme. Damit legitimierte der Staatspräsident die Etablierung einer kleptokratischen Gesellschaft, indem er Korruption, Bestechlichkeit und Diebstahl in ‚Notzeiten‘ zur obersten Maxime erhob.

Mobutu als gern gesehener Partner

Während sich zu jener Zeit die wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen mit Belgien stetig verschlechterten, pflegte der Autokrat Mobutu gute Kontakte zu US-amerikanischen Präsidenten, zu China, Indien, Großbritannien, zu Frankreichs Staatsoberhäuptern und auch zum bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß (1915-1988).

Im Jahre 1983 traf Mobutu den US-amerikanischen Verteidigungsminister Caspar W. Weinberger in Washington. Zaïres Staatschef trug hier den Abacost, seinen ‚traditionellen‘ Stock und die charakteristische Leopardenfellmütze (Public Domain)

Mit dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing (*1926) entwickelte sich abseits der politischen Unterstützung gar eine persönliche Freundschaft. Dabei wussten nahezu alle VertreterInnen von Mobutus prunkvollen Lebensstil und dem System der Kleptokratie – auch, weil Mobutu selbst keinen Hehl aus seinem ‚Reichtum‘ machte und internationale DiplomatInnen in regelmäßigen Abständen zu ausufernden Feierlichkeiten nach Kinshasa oder in einen seiner Paläste nach Gbadolite einlud.

Der niederländische Prinz Bernhard (1911-2004) und Gemahl von Juliana (1909-2004), Königin der Niederlande, zu Besuch in Zaïre im Jahre 1973 (Public Domain)

Das Interesse an den Ressourcen auf zaïrischem Staatsgebiet war zu groß und die geostrategische Position Zaïres im Kalten Krieg zu wichtig, als dass man im ‚Westen‘ auf Mobutus Unterstützung hätte verzichten wollen.

Das Ende des Kalten Krieges

Mit dem Fall der Mauer und dem gleichbedeutenden Ende des Kalten Krieges verlor Zaïre eben jene geostrategische Bedeutung und die vornehmlich ‚westlichen‘ Staaten stoppten die Unterstützung des Autokraten Mobutu. Nach einem Massaker an oppositionellen Studierenden auf dem Campus der Universität Lubumbashi durch Mobutus Geheimpolizei brach Belgien die diplomatischen Beziehungen im Mai 1990 ab. Durch die enorm gestiegene Unzufriedenheit der weiterhin verarmten Bevölkerung stieg in Zaïre zudem der innenpolitische Druck auf Mobutu, der sich im Jahre 1991 zu einer politischen Öffnung gezwungen sah und das Mehrparteiensystem wieder erlaubte. Begünstigt durch die anhaltende Uneinigkeit innerhalb der politischen Opposition und den Genozid im Nachbarland Rwanda (1994), im Zuge dessen sich Mobutu durch die Aufnahme von rwandischen Flüchtlingen als hilfsbereiter Staatsmann inszenierte, konnte sich der totalitäre Herrscher jedoch weiterhin an der Macht halten – bis die von Laurent-Désiré Kabila befehligten Soldaten der Alliance des Forces Démocratiques pour la Libération du Congo (AFDL) das Land im Ersten Kongokrieg (August 1996 bis Mai 1997) vom Mobutismus ‚befreiten‘.

Die ‚neue‘ Demokratische Republik Kongo unter Laurent-Désiré Kabila

Als Zweckbündnis wurde die AFDL von Uganda, Rwanda, Angola und den USA unterstützt, die Kabila – einen frühen Anhänger Lumumbas – am 17. Mai 1997 im Tausch gegen Rohstoffe als neuen Staatspräsidenten einsetzten. Kabila verfolgte sogleich restaurative Schritte und änderte die Staatssymbolik: Der Staat ‚Zaïre‘ hieß ab sofort Demokratische Republik Kongo, auch die Währung (der franc congolais), die Nationalhymne (Debout Congolais) und die Bezeichnung für den Kongo-Fluss wurden umbenannt. Doch Kabila sollte sich – ähnlich wie Mobutu – rasch als korrupter Machthaber entpuppen, der einen totalitären Staatsapparat aufzubauen versuchte und letztlich daran scheiterte: Als Drahtzieher hinter Kabilas noch immer nicht vollständig aufgeklärter Ermordung am 16. Januar 2001 durch einen Leibwächter werden innen- und außenpolitischen Verbündete vermutet, die Kabila im Zuge des Zweiten Kongokrieges (1998-2003) verstimmt hatte.

Das Mausoleum, das zu Ehren des ermordeten Präsidenten Laurent-Désiré Kabila im Zentrum von Kinshasa errichtet wurde © Kim Yi Dionne

Nach dem Tod von Kabila folgte sein – wahrscheinlich nicht leiblicher – Sohn Joseph Kabila (*1971) im Amt des Präsidenten, der die Staatsgeschäfte mit autoritären Ansätzen ab 2001 weiterführte und nach breitem Protest gegen eine Verfassungsänderung, die ihm eine weitere Amtszeit erlaubt hätte, 2019 zugunsten des neugewählten Präsidenten Félix Tshisekedi (*1963) abtrat.

Joseph Kabila (*1971) übernahm die kongolesische Präsidentschaft nach Laurent-Désiré Kabilas Tod im Jahre 2001 (Public Domain)

Bis heute sind die Folgen des Mobutismus‘ allerdings im gesamten Kongo zu beobachten: Korruption, Missgunst, Diebstahl und ein fehlendes Vertrauen in die nationale Politik und internationale Partner kennzeichnen große Teile des gesellschaftlichen Zusammenlebens in der Demokratischen Republik Kongo.

- Von Dr. Julien Bobineau, Julius-Maximilans-Universität Würzburg -

 

Weiterführende Literatur:

Bobineau, Julien (2018). „Joseph-Désiré Mobutu und die Ideologie der authenticité. Postkoloniale Selbstbestimmung und ‚traditionelle Afrikanität‘ als nationalistische Kulturpolitik in Zaïre“, in: Dialogische Erziehung 3-4, S.18-26.

Braeckman, Colette (1992). Le dinosaure. Le Zaire de Mobutu, Paris: Fayard.

De Boeck, Filip (1996): „Postcolonialism, power and identity: local and global perspectives from Zaire“, in: Richard Werbner/Terence Ranger (Hg.), Postcolonial Identities in Africa, London u.a.: Zed Books, S.73-106.

De Villers, Gauthier (1995). De Mobutu à Mobutu. Trente ans de relations Belgique – Zaïre, Brüssel: De Boeck.

Dunn, Kevin C. (2003). Imagining the Congo. The International Relations of Identity, New York u.a.: Palgrave.

Gondola, Didier (2002). The history of Congo, Westport u.a.: Greenwood Press.

Mungongo, Manwana (1971). Le Général Mobutu Sese Seko parle du nationalisme zaïrois authentique, Kinshasa: Editions OKAPI.

Ndaywel è Nziem, Isidore (2009). Nouvelle histoire du Congo. Des origines à la République Démocratique, Brüssel: Cri.

Schatzberg, Michael G. (1988). The Dialectics of Oppression in Zaire, Bloomington: Indiana University Press.

Vanthemsche, Guy (2007). Nouvelle Histoire de Belgique. La Belgique et le Congo. Empreintes d’une colonie 1885-1980, Bd.4, mit einem Vorwort von Jean-Luc Vellut, Brüssel: Complexe.

Wrong, Michela (2002). Auf den Spuren von Mr. Kurtz. Mobutus Aufstieg und Kongos Fall, übersetzt von Norbert Hofmann, Berlin: Editions Tiamat.

 

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