Koen Mortier: Ex Drummer – eine Filmbeschreibung
Eklig, brutal, faszinierend, schonungslos. Es gibt viele Wörter mit denen Ex Drummer beschrieben werden kann, aber vor allem ist der Film für jede*n Zuschauende*n eine tiefgreifende Erfahrung.
Ex Drummer ist Koen Mortiers erster Spielfilm und eine Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Herman Brusselmans. Der Film beginnt damit, dass Dries Vanhoeven (Dries Van Hegen), ein erfolgreicher Schriftsteller, von drei verlebten Männern aus Ostende, die einen Schlagzeuger für ihre Band suchen, besucht wird. Die Gruppe besteht aus Koen (Norman Baert), dem lispelnden Sänger, der nur Lust empfinden kann, wenn er Frauen misshandelt; dem Bassisten Jan (Gunter Lamoot) mit einem steifen Arm, der zusammen mit seinen Eltern auf einem heruntergekommen Hof lebt, und Ivan (Sam Louwyck), dem tauben Gitarristen, der mit Drogen- und Familienproblemen zu kämpfen hat. Fasziniert von der Verkommenheit dieser Welt wird Dries bald darauf Mitglied der Band „The Feminists“. Er ist aber kein stiller Beobachter, sondern manipuliert und intrigiert die Bandmitglieder.
In der gesamten Handlung existiert keine moralische Instanz, die das Tun der Figuren einschränkt oder verhindert. Die Personen werden nicht bewertet oder bloßgestellt, stattdessen wird die Schaulust der Zuschauenden als solche entlarvt. Denjenigen, denen das leidvolle Leben der Protagonisten fasziniert, wird ein Spiegel vorgehalten: Dries, der seine Bandkollegen manipuliert, um eine Eskalation herbeizurufen und um Material für sein Buch zu erlangen, kehrt am Abend in sein Loft zurück. Der Elendstourist Dries nutzt das Leid der anderen Bandmitglieder aus, um daraus Inspiration und Unterhaltung zu schöpfen. Im Umkehrschluss machen die Zuschauenden das Gleiche: Unterhaltung aus dem Leid anderer schöpfen.
Die dunkle Atmosphäre, die sich durchweg durch den Film zieht, wird vor allem durch die Kameraperspektiven und die Bildmontage ermöglicht. Die grotesken Bilder schaffen eine dreckige Welt, die sehr real wirkt. Zusätzlich arbeitet Mortier stark auf der bildlichen Ebene. So wechselt der Film zwischen realen und traumartigen Sequenzen. Die Bilder, die dadurch entstehen, wirken abstrus.
Der Soundtrack passt sich der Stimmung des Films an und verstärkt insbesondere das Chaos, dass im Leben und in den Köpfen der Protagonisten herrscht. Dadurch wird das Gefühl vermittelt, mittendrin im Geschehen zu sein.
Diese differente Herangehensweise an den Film und die Einzelschicksale der Protagonisten, die doch miteinander verwoben sind, macht Ex Drummer zu einem besonderen Film. Die Unschönheit und die Brutalität der Szenen ziehen einen einfach in den Bann!
-Angela Franceschini, Programmkino Lichtblick e.V.-
Dieser Film wird im Rahmen der Flämischen Filmwochen exlusiv im Cineplex Pollux Paderborn am 15. Juni 2022 ab 18:15 gezeigt.
