Dhont, Lukas – belgischer Regisseur

„What motivates me is that I think one of the big forces of cinema is empathy and that it can create that, and I am really interested in showing characters that bring something new to the table.“[1] Dieses Zitat vom jungen belgischen Regisseur Lukas Dhont selbst beschreibt seine Arbeit sehr gut: Seine Filme zeigen eher ungewöhnliche Geschichten, die neuartige Empfindungen wecken können.

Nach zwei Kurzfilmen, Corps perdu (2012) und L’infini (2014), ist 2018 sein erster Spielfilm erschienen: Girl erzählt die Geschichte der jungen Ballerina Lara, die als Junge geboren wurde. Als Transgender-Mädchen hat sie es nicht leicht, die Akzeptanz ihres Umfelds lässt auf sich warten und die Hormonbehandlung geht ihr zu langsam voran, sodass sie letztlich selbst eine schwerwiegende Entscheidung trifft.

Im Anschluss an dieses vielfach preisgekrönte Werk folgte 2022 ein weiterer Film, Close. Die Freundschaft zwischen zwei Jungen steht hier im Vordergrund: „So gut wie nie sehen wir auf der Leinwand die Körperlichkeit und Intimität innerhalb der Freundschaft von zwei Jungen. Wenn, dann steht diese Nähe in einem Kontext mit Sexualität.“[2] Während der Pubertät bricht die Freundschaft der beiden auseinander, da diese Nähe nicht dem gesellschaftlichen Ideal der Männlichkeit entspricht und Schamgefühle hervorruft. Diese Geschichte beruht auf Lukas Dhonts eigenen Erfahrungen zu seiner Schulzeit und er widmet dem Film den Freunden, die er im Laufe der Jahre durch zu viel Angst vor Nähe verloren hat.[3]

Abb.1 : Lukas Dhont (©Georges Biard, Lizenz CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Beide Filme sprechen Themen an, die meist eher gemieden werden, und Lukas Dhont möchte die Menschen für diese Thematiken sensibilisieren. Für seine bewegenden Filme erhielt er unzählige Nominierungen und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet: Girl gewann 2018 beim Cannes Film Festival die Caméra d’Or, den Queer Palm Award und den André Cavens Award für den besten Film. 2022 folgte ebenfalls beim Cannes Film Festival mit Close der Grand Prix und später der Sydney Film Prize.[4] Zusätzlich wurde Close für den Europäischen Filmpreis, die Golden Globes und für den Oscar in der Kategorie „Bester internationaler Film“ nominiert.[5] Insgesamt erhielt Lukas Dhont 39 Nominierungen und 52 Gewinne.[6]

Zu Lukas Dhont selbst: Er wurde 1991 in Gent geboren. Schon als Jugendlicher arbeitete er als Kostümdesignassistent an Film- und Fernsehsets[7] und studierte dann später audiovisuelle Kunst am KASK-Konservatorium in Gent. 2016 wurde er von der Résidence de la Cinéfondation ausgewählt, das Drehbuch für Girl zu schreiben.[8]

 - von Larissa Schneider -

Dieser studentische Glossar-Eintrag ist im Rahmen des Romanistik-Seminars "Das BelgienNet III - das Filmland Belgien" im Wintersemester 2022/2023 entstanden. Hier finden Sie die französische Fassung des Glossar-Eintrags.

Anmerkungen:

[1] ZFF Zurich Film Festival, „Interview Lukas Dhont – GIRL at Zurich Film Festival“ (2019), URL: https://www.youtube.com/watch?v=bzaCeHn2-Ps (15.02.2023).

[2] SCHRADER, Carsten, „Interview mit Lukas Dhont zu seinem Film ‚Close‘: Das Ende der Unschuld“, in: kulturnews (25.01.2023), URL: https://kulturnews.de/interview-mit-lukas-dhont-zu-seinem-film-close-das-ende-der-unschuld/ (08.02.2023).

[3] Vgl. Deadline Hollywood, „Lukas Dhont’s ‚Close‘, His Hotly Tipped Main Competition Entry, Makes Stars Of Its Young Leads“ (Juni 2022), URL: https://www.youtube.com/watch?v=fm5K55bm4KU (15.02.2023).

[4] Vgl. PISKIN, Yusuf, „Lukas Dhont – Biography“, in: IMDb, URL: https://www.imdb.com/name/nm4080113/bio (08.02.2023).

[5] Vgl. PETERS, Harald, „Zeit der Unschuld“, in: FOCUS Magazin Nr. 5/2023 (27.01.2023), URL: https://www.focus.de/magazin/archiv/film-zeit-der-unschuld_id_184180755.html (16.02.2023).

[6] Vgl. o.A., „Lukas Dhont“, in: IMDb, URL: https://www.imdb.com/name/nm4080113/ (08.02.2023).

[7] Vgl. PISKIN, „Lukas Dhont – Biography“.

[8] Vgl. o.A. „Lukas DHONT“, in: Festival de Cannes, URL: https://www.festival-cannes.com/fr/artiste/lukas-dhont (09.02.2023).

Quellenverzeichnis:

PETERS, Harald, „Zeit der Unschuld“, in: FOCUS Magazin Nr. 5/2023 (27.01.2023), URL: https://www.focus.de/magazin/archiv/film-zeit-der-unschuld_id_184180755.html (16.02.2023).

PISKIN, Yusuf, „Lukas Dhont – Biography“, in: IMDb, URL: https://www.imdb.com/name/nm4080113/bio (08.02.2023).

SCHRADER, Carsten, „Interview mit Lukas Dhont zu seinem Film ‚Close‘: Das Ende der Unschuld“, in: kulturnews (25.01.2023), URL: https://kulturnews.de/interview-mit-lukas-dhont-zu-seinem-film-close-das-ende-der-unschuld/ (08.02.2023).

o.A. „Lukas DHONT“, in: Festival de Cannes, URL: https://www.festival-cannes.com/fr/artiste/lukas-dhont (09.02.2023).

o.A., „Lukas Dhont“, in: IMDb, URL: https://www.imdb.com/name/nm4080113/ (08.02.2023).

Audiovisuelle Quellen

Deadline Hollywood, „Lukas Dhont’s ‚Close‘, His Hotly Tipped Main Competition Entry, Makes Stars Of Its Young Leads“ (Juni 2022), URL: https://www.youtube.com/watch?v=fm5K55bm4KU (15.02.2023).

ZFF Zurich Film Festival, „Interview Lukas Dhont – GIRL at Zurich Film Festival (2019)“, URL: https://www.youtube.com/watch?v=bzaCeHn2-Ps (15.02.2023).