Stromae sorgt mit unerwarteter Inszenierung und ernsten Tönen für Aufsehen

Nach siebenjähriger musikalischer Auszeit des belgischen Künstlers Stromae sorgte jüngst die überraschende Ankündigung seines neuen Albums „Multitude“ sowie ein Promotionsinterview für Aufsehen. In Social Media wie auch in den Printmedien wurde vor allen Dingen der in eine Nachrichtensendung des französischen Fernsehsenders TF1 integrierte Auftritt des Künstlers für seine außergewöhnliche Form gelobt und teilweise auch kritisiert. Die Süddeutsche Zeitung berichtete beispielsweise am 13. Januar 2022 begeistert in einem ausführlichen Bericht des Feuilletons über den künstlerischen Wert der Darbietung. Denn nachdem in dem Interview zunächst noch über die Bedeutsamkeit der Diversität gesprochen wurde, welche der Sänger nach eigenen Angaben über eine Zusammenführung verschiedener landestypischer Instrumente in seinem neuen Album deutlich zu machen suchte, ging es zunehmend um die musikalisch ernsteren Töne, die einige der neuen Lieder begleiten. Auf die persönliche Frage nach der Bedeutsamkeit von Musik für die Verarbeitung von Einsamkeit, erfolgte unerwarteterweise eine Live-Darbietung des neuen Liedes von Stromae, „L’enfer“, das er mit einem unmittelbaren Blick gen Kamera darbot. Mit dieser bewussten, formdurchbrechenden Inszenierung einer Ballade, die durch den flüssigen Übergang von Licht und Kameraführung zwischen journalistischer Sendung und Form des zugehörigen Musikvideos an ein tragisches Musical erinnerte, ohne jedoch an Ernsthaftigkeit zu verlieren, hob der Musiker Thematik und Aussage des Liedes hervor: „J'suis pas tout seul à être tout seul“ – Lied und Auftritt stellten bzw. stellen den zugleich öffentlichkeitswirksamen und intimen Versuch des Abbaus einer Stigmatisierung von Depressionen dar. Stromae entpuppt und inszeniert sich als eine Identifikationsfigur zur Überraschung einer breiten Öffentlichkeit, welche ihn zuvor eher, z.T. auch fälschlicherweise, mit fröhlichen Klängen assoziierte.

Den Musikvideoclip zu Stromaes neuester Veröffentlichung „L’enfer“ finden Sie hier , das kurze Interview mit Live-Performance im TF1 ist hier  zu sehen.

- Simon Luca Wellner, BelgienNet-Redaktion -

Mit dieser Meldung möchten wir von der BelgienNet-Redaktion unsere neue Unterrubrik des Kulturbereichs einläuten: die belg*études. Weitere Infos hierzu finden Sie auf unserer neuen Einführungsseite des Bereichs Kultur. Die ersten Veröffentlichungen – Aufsätze, Glossar-Einträge auf Deutsch und Französisch sowie kurze Podcasts – der belg*études liegen im Bereich Musik: Freuen Sie sich auf Wissenswertes zu Stromae, sowie in Kürze zu Angèle und der Musikrichtung New Beat. Stundentische Einblicke in die kulturellen Bereiche der belgischen Kunst/Mode, Literatur und des Films folgen.