Mode und Design in Belgien

Wenn man das Wort (französische) Mode hört, dann denkt man möglicherweise sofort an die Pariser Fashion Week und an große Marken wie Chanel oder Louis Vuitton. Doch wer ist zum Beispiel Martin Margiela von der Marke Maison Margiela? Was machen die Couturiers Ann Demeulemeester und Dries van Noten aus? Warum versteht man unter Antwerp fashion die gesamte belgische Mode?

Obgleich man sie vermeintlich zu der französischen Mode einordnen würde, so prägen sie wie viele andere belgische Designer*innen die belgische Modeszene und repräsentieren das multikulturelle Nachbarland Frankreichs, was sich seine Anerkennung auf den internationalen Laufstegen erst vergleichsweise kürzlich erkämpft hat.

Zunächst wird die Geschichte der Haute Couture erläutert und wie sie mit Belgien zu verknüpfen ist. Im Anschluss folgt die Darstellung des wirtschaftlich kommerziellen Aufstiegs und die Gegenüberstellung zu dem Vorbild Frankreich.

Inhaltsverzeichnis

 

Der Weg der Haute Couture nach Belgien (Larissa Schneider)

Haute Couture ist ein sehr wichtiger Begriff in der Modewelt, denn er ist mit Traditionen verknüpft. Der ursprünglich französische Ausdruck beschreibt die ‚gehobene Schneiderei‘ bzw. die ‚hohe Schneiderkunst‘[1] und ist ein geschützter Begriff[2], was bedeutet, man darf sich nur unter bestimmten Voraussetzungen als ‚Couturier‘ und somit der Haute Couture zugehörig bezeichnen. Dazu gehören unter anderem die Voraussetzungen, das Schneiderhandwerk sowie die traditionellen Techniken zu beherrschen, mindestens 20 Angestellte zu haben, 25 oder mehr Modelle pro Saison zu entwerfen und seit mindestens 4 Jahren auf dem von der Haute Couture-Kammer herausgegebenen Kalender erschienen zu sein.[3]

Als Gründer der Haute Couture ist der Engländer Charles Frederick Worth bekannt, welcher 1840 nach Paris kam[4] und 1858 sein eigenes Modehaus in der Rue de la Paix eröffnete[5]. Dort ließ er seine Kunden zur Anprobe erscheinen, nahm ihre Maße und schneiderte speziell für sie die gewünschte Kleidung, da diese nicht im Geschäft zu kaufen war. Es gab außerdem Vorführungen der Kleidung, die nicht wie üblich auf Puppen aufgezogen wurden, sondern den Kund*innen von lebenden Mannequins vorgeführt wurden. Im Jahr 1868 wurde u.a. von Worth eine Kammer gegründet, dessen Aufgabe sich mit den Arbeiter*innen, den Steuern, der Administration und der Produktion der Haute Couture beschäftigte. Sie wurde „La Chambre Syndicale de la confection et de la couture pour dames et fillettes“ benannt.[6] Der Grundgedanke dieser Kammer blieb über die Jahre erhalten, nichtsdestotrotz wurde ihr Aufgabenbereich größer und änderte des Öfteren ihren Namen, teilweise durch die Vereinigung mit weiteren Kammern: 1910 wurde sie zur „Chambre Syndicale de la Couture Parisienne“, die sich ebenfalls um die Koordination der Pariser Modenschauen sowie um die Bewahrung vor Kopierungen der Kollektionen kümmerte und folglich den Weg für Paris zum Weltmodezentrum ebnete;[7] 1914 wurde mit Paul Poiret und Charles Frederick Worth „Le Syndicat de Défense de la Grande Couture Française“ gegründet[8] und 1921 durch Madeleine Vionnet die „PAIS“ (L’Association de protection des industries artistiques saisonnières).[9] Die Kammer existiert auch heute noch, sie trägt mittlerweile den Namen „La fédération de la Haute Couture et de la mode“ und vereint, wie früher, alle Couturiers.[10]

Die Haute Couture wurde von der höheren Schicht genutzt, um sich von der niedrigeren sozialen Schicht abzugrenzen.[11] Der hohe zeitliche und handwerkliche Aufwand, der mit den Kleidern verbunden ist, führte zu hohen Preisen, die sich nicht jeder leisten konnte. Haute Couture kann daher auch als Zeichen des Wohlstands und des Luxus gesehen werden. Erst 1950 ist eine Vereinigung entstanden, „Les Couturiers associés“, die zu einer Entstehung der Prêt-à-porter-Mode, basierend auf den Ideen der Haute Couture, führte. Namenhafte Couturiers brachten erstmals weniger teure Kleidung für den öffentlichen, (inter-)nationalen Kauf heraus.[12]

Der Begriff der ‚Haute Couture“ bezog sich jahrelang nur auf die französische Mode. Erst seit dem 21. Jahrhundert gehören internationale Designer*innen zu den Couturiers. Seit 2011 zählen bspw. die Italiener Giorgio Armani und Valentino dazu, sie werden als ‚korrespondierendes Mitglied‘ bezeichnet,[13] da ihr Sitz nicht in Frankreich liegt. Auch die Belgier*innen Ann Demeulemeester und Dries Van Noten gehören heute dazu.[14]

Die Couturiers Ann Demeulemeester & Dries van Noten (Larissa Schneider)

Ann Demeulemeester wurde am 28. Dezember 1959 geboren und bekam mit 22 Jahren ihr Diplom an der renommierten Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen. Während ihres Studiums traf sie auf 5 weitere Modeschöpfer, mit denen sie sich zusammentat und bekannt wurde als die „Antwerp Six“, die „Groupe des Six“. Zusammen mit Dries van Noten, Dirk Bikkemberg, Walter van Beirendonck, Dirk Van Saene und Marina Yee ließ sie in den 1980er-Jahren die belgische Mode populär werden.[15] Zusammen mit ihrem Ehemann Patrick Robyn gründete sie 1985 in Antwerpen ihr Label, dort liegt auch heute noch ihr Firmensitz[16]. Demeulemeester präsentierte ihre erste eigene Kollektion erstmals 1987 in London, und fünf Jahre später, 1992, in Paris[17]: „Schwarze Charmeuse-Kleider hängen an bleich geschminkten Mannequins mit strähnigen Haaren, dazu zeigt sie abgerissene Säume, eingebügelte Falten, triste Farben, zerrissene Strümpfe, keinen Schmuck, keine Dekolletés, zuweilen jedoch vollkommen durchsichtige Tops oder nackte Oberkörper, und auch keinen Mini.“[18] 1996 folgte die erste Herrenkollektion der Designerin und erst im Jahr 2005 fand die erste Modenschau für Männer statt.[19] Sie ist bekannt für ihr Spiel mit männlichen und weiblichen Modeklischees und ihre Neuinterpretationen[20], die sie in ihren Kreationen in Form des Grunge Stils verkörpert. Das bedeutet, sie vereint Elemente des Punks mit praktischen Schnitten, und verwendet dabei hauptsächlich natürliche Materialien. Seit 2006 ist ihr Label international vertreten, es öffneten Geschäfte in Tokyo und Hong Kong und ein Jahr später in Seoul.[21]

Dries Van Noten wurde ein Jahr früher, am 12. Mai 1958, in Antwerpen geboren. Wie bereits erwähnt, führte ihn sein Studium an der Akademie der Schönen Künste ebenfalls zu der Gruppe der Antwerpener Sechs.[22] 1985 gründete er sein eigenes Modelabel, dessen Sitz ebenfalls in Antwerpen liegt.[23] Es „steht […] für unkomplizierte, sehr tragbare Schnitte und extrem aufwendig gewebte oder kunstvoll bedruckte Stoffe, die oft ethnisch inspiriert sind und nach seinen Vorgaben angefertigt werden.“[24] Er vermischt Stoffe und Schnitte fremder Kulturen mit bekannten Elementen[25], sein Ziel dabei ist die Kreation einer neutralen Mode, bei der der individuelle Charakter des Trägers miteinfließen kann und somit zu etwas Besonderem wird.[26] Doch schon während seines Studiums, und um dieses zu finanzieren, arbeitete Dries van Noten als Designer für verschiedene Modelables und arbeitete in der Firma seines Vaters als Einkäufer.[27] 1987 veröffentlichte der Couturier seine erste Prêt-à-porter-Kollektion[28] und feierte im Jahr 1993 sein Debüt in Paris[29].

Die traditionelle Haute Couture weitete sich nach jahrelanger französischer Dominanz auf andere Länder aus, darunter auch Belgien. Mit der Haute Couture entstand eine besondere Form der Mode, sie betonte die Individualität des Einzelnen und führte zu einer modischen Revolution. Als Folge entwickelten sich verschiedene Stile von verschiedenen Designern, die dazu beitrugen, dass jedes Land einen bestimmten Kleidungscode entwickelte, so wie Belgien. Dazu gehörten jedoch nicht nur die beiden Couturiers Ann Demeulemeester und Dries Van Noten, sondern noch viele weitere Modeschöpfer*innen sowie einige prägenden Ereignisse.

Belgien und Modeidentität: Wie das multikulturelle Nachbarland Frankreichs sich in der Fashionszene durchgesetzt und welche Namen sie geprägt hat (Juliane Bardosseck)

Während andere Länder in der kulturellen Geschichte eigene Tradition und Identität in Verbindung mit Mode brachten, blieb Belgien in diesem Bereich zunächst unbemerkt und kommerziell erfolglos. Daher kann nicht von Mode als schon immer dagewesener und gar überlieferter Teil der belgischen Kultur die Rede sein, sondern sie kann als ein durch die Wirtschaft angekurbeltes und initiiertes Vorhaben betrachtet werden. Dieses Vorhaben trug entsprechend den Namen „Textil Plan“, welcher 1981 seitens der Regierung konzipiert und ins Leben gerufen wurde,[30] um junge belgische Talente zu fördern und ihnen die Chance auf internationalen Durchbruch zu geben. Er ermöglichte ihnen, ihre eigenen Marken ins Leben zu rufen und damit den Grundstein für ihre Karriere zu setzen. Das „New Institute for Textile and clothing of Belgium“ (kurz ITCB) bot laut José Teunissen etwa ein Gesamtbudget von 687 Millionen Euro, um den Fokus auf die Entwicklung von Marken und Umsatz zu legen. Davon flossen 496 Millionen Euro in die Innovation und Reorganisation von Firmen, 141 Millionen Euro in die Service-Komponente im Bereich Marketing und Branding – welche sich im Nachhinein als die einzig erfolgreiche Investition herausstellen sollte – sowie in Werbung und Kampagnen. 50 Millionen Euro blieben übrig, um unvermeidbare Kündigungen abzumildern.[31] Dank politischen und ökonomischen Katalysatoren, gab die erste Generation belgischer Nachwuchstalente dem Label „Belgische Mode“ ein bekanntes Gesicht. Die Rede ist von der bereits genannten „Groupe des Six“, auf Deutsch betitelt als „Antwerpener Sechs“, die in den 80er Jahren aufstrebenden Erfolg feierte. Noch heute gehören sie zum festen Inventar der großen Designer*innen, indem sie ihre eigenen Marken entwickelten und den Weg für Nachkömmlinge ebneten.[32] Marysia Woroniecka, eine Presseagentin und Talentscout, kommentierte diesen Stil wie folgt:  “What makes them special is that they are so fresh. Belgium had no tradition or history in fashion and that is why they are so original and open minded[33]. „Unaufdringlich und nicht treatralisch“ heißt es laut Suzy Menkes, eine der wichtigsten Modekritikerinnen, in der Zeitung Herald Tribune, heute bekannt als „New York Times International Edition“ [34]. Nachdem die Antwerpener Sechs im selben Jahr, in welchem auch der Textil Plan umgesetzt wurde, ihre Abschlüsse erhielten, präsentierten sie ihre Designs 1986 erstmals auf der Londoner Fashion Week und machten sich so einen Namen. Ab diesem Zeitpunkt an waren sie zwei Mal pro Jahr auf der Londoner Fashion Week vertreten. [35] Im Jahr 1988, als sie ihre erste Show in London im Westway Film Studio als ganze Gruppierung abhielten, fiel dann erstmal die Betitelung „Antwerpener Sechs“ in der internationalen Presse und etablierte damit ihr Wirken.[36] Der Textil Plan ging auf, wenn auch die Service- bzw. Marketing-Branche durch Werbung und diverse Kampagnen am erfolgreichsten war. Die großen Marken waren geschaffen, belgische Mode hatte ein Gesicht.

Die zweite Generation belgischer Nachwuchstalente (Juliane Bardosseck)

Wie aus dem Artikel „Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams“ von José Teunissen hervorgeht, konnte auch die zweite bedeutende Generation an Nachwuchstalenten aus der 1990ern an den Erfolg anknüpfen. Niemand geringeres als Martin Margiela, A.F. Vandevorst, Veronique Branquinho, Haider Ackermann und Raf Simons repräsentierten weiterhin Belgien in der internationalen Modeszene.[37] Es gelang ihnen, sich zu etablieren und ihre Kreationen regelmäßig in Paris vorzustellen. Ihr Stil führte den originellen Gedanken weiter und wurde als geschickt, kreativ, gar avantgardistisch wahrgenommen.[38] Der avant-garde Stil beschreibt in der Mode Looks oder Kreationen, die ganz neu erschaffen wurden und zuvor nicht da gewesen sind.[39] Sie geben kreative Denkanstöße und ebnen den Boden für Neues, Gewagtes und gelten gerade da als Vorreiter: So wie die Antwerpener Sechs, die mit ihren expressiven Kreationen in den 1980ern polarisierten. Auch die neue Generation lieferte visionäre und extreme Schöpfungen, die sich relativ ungebunden von zuvor existierenden Kreationen in der Geschichte oder nationalen Modetrends entfalten konnten. An dieser Stelle profitierten sie nunmehr von der Vermeidung kultureller Referenzen oder Elemente, die ohnehin nicht wirklich in der nationalen Modeidentität Belgiens verankert waren, bzw. sind.

Diese Erfolgsgeschichte spiegelte sich auch in den Zahlen wider. 2008 etwa gab es 23 unabhängige belgische Designer*innen und 35 Firmen, die im Fashionbusiness in Flandern und Brüssel aktiv waren und einen Umsatz von 4 Milliarden Euro einspielen konnten. Auch im Jahr 2009 hatte Belgien 23 Modelabels mit regelmäßigen Modenschauen, in welchen die Antwerpener Sechs ihre Schöpfungen darboten.[40] Was allerdings bis heute nicht zustande gekommen ist, ist eine eigene Antwerpener Fashion Week neben den großen Fashion Weeks dieser Welt, wie etwa Mailand, Paris, London oder New York. Noch immer wird, durch die geographische Nähe, die Pariser Fashion Week dazu genutzt, um belgische Neuerscheinungen zu debütieren. Nichtsdestotrotz wurde Antwerpen Ende der 1990er Jahre in einen regelrechten Fashion Hotspot transformiert. Dafür sind diverse Faktoren verantwortlich, welche nicht zuletzt dem Tourismus und der internationalen Relevanz maßgeblich zugutekommen. Dank Linda Loppa, welche schon in den 1980er Jahren die Supervision der Antwerpener Sechs übernahm, und Geert Boulot, konnte das Fashion Museum (kurz MoMu) im Jahr 2002 in Antwerpen eröffnen. Auch etwaige Institutionen und Einrichtungen wie das Flanders Fashion Institute (FFI) und die Konklijke Academie voor de Kunsten, deren Bestreben es ist, kontinuierlich neue Talente zu fördern und hervorzubringen, sind dort gelegen. Außerdem haben drei von den Antwerpener Sechs ihre führenden Geschäfte in Antwerpen, welche für großen Tourismusandrang sorgen. Alles in Allem schaffte Belgien es so mit auf die Karte der Modeländer aufgenommen und anerkannt zu werden und global den Begriff „Antwerp Fashion“ stellvertretend für belgische Mode zu etablieren. [41]

Die wirtschaftliche Perspektive auf das kommerzielle Abhängigkeitsverhältnis zwischen Belgien und Frankreich im Bereich Mode (Juliane Bardosseck)

Neben dem naheliegenden Faktor der geographischen Nähe zwischen den Nachbarländern, sind ebenso andere etwaige ökonomische Aspekte für die Handelsbeziehung zwischen Frankreich und Belgien im Modesektor von Bedeutung. Im 20. Jahrhundert herrschte keinerlei Individualität in Design und Schnitt der belgischen Mode, sondern eine vorherrschende Orientierung an Frankreichs Erscheinungen. Im Jahr 1919 expandierte die belgische Textil und Kleidungsindustrie: Die „chambre syndicale de la Haute couture Belge“ arbeitete in enger Kooperation mit der gleichnamigen französischen Kammer zusammen, indem sie autorisierte Designs aus Paris kopierten und verkauften.[42] Lediglich das Modehaus „Norine“ galt 1916-1952 als das einzige, das die Pariser Designs nicht übernahm. Stattdessen wagten sie ein avantgardistisches Auftreten und arbeiteten eng mit Künstlern wie René Magritte für Werbung und Modekampagnen zusammen. Sie boten erstmals die Integration surrealistischer Vorstellungen in die Mode dar, was zur damaligen Zeit als unkonventionell betrachtet werden konnte. Die Entwicklung einer eigenen Textil- und Kleidungsindustrie kam somit ins Rollen, was zudem unterstützt wurde durch Belgien als wichtigen Importeur von französischer Mode, da belgische Produzenten oft privilegiert gegenüber den französischen Mitstreitern auf Grund der geographischen Nähe zu Paris waren. Zu guter Letzt konnten so offizielle Couture-Lizenzen aus Frankreich gekauft werden, wovon Belgien ebenfalls schlussendlich profitierte.[43]

Fashion Week Paris 2021 (Larissa Schneider)

Die Pariser Fashion Week fand in der Woche vom 1. bis zum 10. März 2021 statt. Es haben viele internationale Designer*innen ihre Kollektion für den Herbst/Winter vorgestellt, darunter z.B. Hermès, Chanel, Alexander McQueen und Louis Vuitton, doch auch die belgischen Designer Martin Margiela und Dries van Noten waren vertreten. Maison Margiela ist bekannt für experimentelle Kreationen: „Heraus kamen viele dekonstruierte Mäntel, viele karierte Röcke zu Margielas typischen übergroßen Hüten. Die frechen Looks lebten vor allem durch den Mix der Materialien: Fell, Wolle und feine Chiffon-Stoffe.“[44] Dries van Noten kollaborierte zuletzt mit dem Franzosen Christian Lacroix, doch seine aktuelle, eigenständige Kollektion begeisterte mit seinen farbenfrohen Entwürfen. Sie erinnern an die Goldenen Zwanziger und ihre Feierkleidung, und mit ihrem Material und den Mustern waren sie außerdem den 70er-Jahren sehr ähnlich. „Ein kreativer Split“[45], der die Modewelt begeisterte.[46]

Die Fashion Week fand in Präsenz statt, jedoch wird sie nun aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie digital: Bereits die Shanghai und Helsinki Fashion Week zeigten der Welt, dass eine digitale Vorführung der Kollektionen möglich ist. In den Sommermonaten Juni und Juli sollen die Modestädte London, Paris und Mailand diesem Vorbild nachgehen und jedem*jeder Designer*in eine Zeitspanne von 15 Minuten zur Verfügung stellen.[47]

Fazit: Mode und Design in Belgien

Die Haute Couture ist heute noch französisch geprägt, auch wenn es mittlerweile viele internationale Pendants zu der „Fédération de la Haute Couture et de la mode“ gibt.[48] Nichtsdestotrotz haben die Belgier Ann Demeulemeester und Dries van Noten zu dieser Internationalisierung beigetragen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zwei wichtige Generationen an Nachwuchsdesigner*innen aus den 1980ern und 19190ern gegeben hat, welche durch finanzielle Initiativen und Unterstützung der belgischen Regierung ihr Potenzial ausschöpfen und zu internationaler Anerkennung kommen konnten, sodass sie noch heute großen Einfluss und Relevanz auf die Modeszene haben. Außerdem ist die geografische Nähe zu Paris für die Repräsentation und Beachtung neuer belgischer Modekreationen eine wichtige Chance bzw. Plattform. Belgien gilt hier als wichtiger Importeur Frankreichs und auch aus wirtschaftlicher Perspektive besteht eine Abhängigkeit zwischen den beiden Ländern, in welcher Frankreich bislang die führende Position einnimmt.

Die aktuellen Fashion Weeks sind ebenfalls französisch dominiert. Lediglich zwei Belgier waren dort Anfang des Jahres vertreten, woraus man schließen kann, dass Belgien im internationalen Kontext noch nicht als Modeland beschrieben werden kann. Im Bereich Mode wird häufig nicht der Bezug zu Belgien selbst, sondern zu Antwerpen deutlich, sodass man eher von einer Modestadt reden kann. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Literatur zu belgischer bzw. Antwerpener Mode sehr begrenzt ist, was dieses Argument unterstreicht. Da Mode sich ständig wandelt, ist abzuwarten, ob dies so bleibt oder ob mit einem Zuwachs an belgischen Designer*innen in der internationalen Mode zu rechnen ist.

– von Juliane Bardosseck und Larissa Schneider –

Dieser studentische Text ist im Rahmen des Romanistik-Seminars "Das BelgienNet - medienpraktische Perspektiven auf die Kultur Belgiens" im Sommersemester 2021 entstanden.

Anmerkungen:

[1] Vgl. Hellmeister, Anette: Die Pariser Haute Couture, Trier: WVT, Wiss. Verl. Trier 1996, S. 3.

[2] Vgl. Auer, Anita: Der Couturier Heinz Schulze-Varell (1907 – 1985). Entstehung und Entwicklung einer Haute Couture in Deutschland, Stuttgart: Hartung-Gorre Verlag Konstanz 1993, S. 16.

[3] Vgl. Schütte, Stephanie: Die 101 wichtigsten Fragen: Mode, Fashion, Haute Couture, München: C.H. Beck 2011, S. 17.

[4] Vgl. ebd., S. 33.

[5] Vgl. ebd., S. 17.

[6] Vgl. Palmer, Alexandra: Haute Couture, in: Steele, Valerie (Hrsg.): The Berg companion to fashion, Oxford: Berg 2010, S. 393.

[7] Vgl. o.A.: Fashion – eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert. Die Sammlung des Kyoto Costume Institute, Köln: Taschen 2012, S. 8.

[8] Vgl. De Marly, Diana: The history of haute couture: 1850 – 1950, London: Batsford 1980, S. 91.

[9] Vgl. Palmer, Alexandra: Haute Couture, S. 393f.

[10] Vgl. https://fhcm.paris/en/

[11] Vgl. Auer, Anita: Der Couturier Heinz Schulze-Varell (1907 – 1985), S. 16.

[12] Vgl. Palmer, Alexandra: Haute Couture, S. 395.

[13] Vgl. Schütte, Stephanie: Die 101 wichtigsten Fragen: Mode, Fashion, Haute Couture, S. 18.

[14] Vgl. https://fhcm.paris/en/members/

[15] Vgl. Buxbaum, Gerda (Hrsg.): Mode! Das 20. Jahrhundert, München: Prestel 1999, S. 177.

[16] Vgl. o.A.: Ann Demeulemeester. Designerportrait, in: Elle, URL: https://www.elle.de/designer/ann-demeulemeester [02.06.2021].

[17] Vgl. Buxbaum, Gerda (Hrsg.): Mode! Das 20. Jahrhundert, München: Prestel 1999, S. 177.

[18] Loschek, Ingrid: Fashion of the Century, München: Battenberg 2001, S. 332f.

[19] Vgl. o.A.: Ann Demeulemeester. Designerportrait.

[20] Vgl. Loschek, Ingrid: Fashion of the Century, S. 349.

[21] Vgl. o.A.: Ann Demeulemeester. Designerportrait.

[22] Vgl. Werle, Simone: 50 Fashion-Designer, die man kennen sollte, München: Prestel 2010, S. 125.

[23] Vgl. o.A.: Dries Van Noten. Designerportrait, in: Elle, URL: https://www.elle.de/designer/dries-van-noten [02.06.2021].

[24] Werle, Simone: 50 Fashion-Designer, die man kennen sollte, S. 125.

[25] Vgl Loschek, Ingrid: Fashion of the Century, S. 353.

[26] Vgl. Werle, Simone: 50 Fashion-Designer, die man kennen sollte, S. 125.

[27] Vgl. o.A.: Dries Van Noten. Designerportrait.

[28] Vgl. Loschek, Ingrid: Fashion of the Century, S. 313.

[29] Vgl. ebd., S. 336.

[30] Vgl. Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams: From Global Trends to Local Crafts, Fashion Theory, 2015, S. 3.

[31] Vgl. ebd., S.6.

[32] Vgl. https://www.visitantwerpen.be/de/modestad-van-wereldformaat

[33] Vgl. Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams, S. 3.

[34] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Antwerp_Six

[35] Vgl. https://www.sueddeutsche.de/leben/mode-aus-belgien-dries-van-noten-der-stille-revolutionaer-1.1032934-3

[36] Vgl. Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams, S. 3.

[37] Vgl. https://www.visitantwerpen.be/de/modestad-van-wereldformaat

[38] Vgl. Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams, S. 4.

[39] Vgl. https://www.fashionmakery.com/home/die-avantgarde-der-mode/

[40] Vgl. ebd., S. 10.

[41] Vgl. ebd., S. 11.

[42] Vgl. Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams, S. 164.

[43] Vgl. Pouillard, Véronique: In the Shadow of Paris? French Haute Couture and Belgian Fashion Between the Wars, 2008.

[44] Bouchain, Susanna: Paris Fashion Week 2020/2021 – Alle Termine, Designer und die wichtigsten Shows, in: Madame, 2020, URL: https://www.madame.de/paris-fashion-week-20202021-termine-designer-shows-1282936.html [31.05.2021].

[45] ebd.

[46] Vgl. ebd.

[47] Vgl. Bouchain, Susanna: Fashion Week Digital: Hier erleben Sie die Modewochen aus Paris, Mailand und Co. online, in: Madame, 2020, URL: https://www.madame.de/fashion-week-digital-hier-erleben-sie-die-modewochen-aus-berlin-mailand-und-co-online-1283380.html [31.05.2021].

[48] Bsp.: „Incorporated Society of London „ (England), „Cooperativa de Alta Costura” (Spanien), „Association of Canadian Couturiers” (Kanada), „Alta Moda” (Italien).

Quellenverzeichnis

Auer, Anita: Der Couturier Heinz Schulze-Varell (1907 – 1985). Entstehung und Entwicklung einer Haute Couture in Deutschland, Stuttgart: Hartung-Gorre Verlag Konstanz 1993.

Bouchain, Susanna: Fashion Week Digital: Hier erleben Sie die Modewochen aus Paris, Mailand und Co. online, in: Madame, 2020, URL: https://www.madame.de/fashion-week-digital-hier-erleben-sie-die-modewochen-aus-berlin-mailand-und-co-online-1283380.html [31.05.2021].

Bouchain, Susanna: Paris Fashion Week 2020/2021 – Alle Termine, Designer und die wichtigsten Shows, in: Madame, 2020, URL: https://www.madame.de/paris-fashion-week-20202021-termine-designer-shows-1282936.html [31.05.2021].

Buxbaum, Gerda (Hrsg.): Mode! Das 20. Jahrhundert, München: Prestel 1999.

De Marly, Diana: The history of haute couture: 1850 – 1950, London: Batsford 1980.

Hellmeister, Anette: Die Pariser Haute Couture, Trier: WVT, Wiss. Verl. Trier 1996.

Loschek, Ingrid: Fashion of the Century, München: Battenberg 2001.

o.A.: Ann Demeulemeester. Designerportrait, in: Elle, URL: https://www.elle.de/designer/ann-demeulemeester [02.06.2021].

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o.A.: Fashion – eine Geschichte der Mode im 20. Jahrhundert. Die Sammlung des Kyoto Costume Institute, Köln: Taschen 2012.

Palmer, Alexandra: Haute Couture, in: Steele, Valerie (Hrsg.): The Berg companion to fashion, Oxford: Berg 2010.

Pouillard, Véronique: Producing Fashion. Chapter four. In the Shadow of Paris? French Haute Couture and Belgian Fashion Between the Wars, 2008. URL: https://www.degruyter.com/document/doi/10.9783/9780812206050.62/html

Schütte, Stephanie: Die 101 wichtigsten Fragen: Mode, Fashion, Haute Couture, München: C.H. Beck 2011.

Teunissen, José: Deconstructing Belgian and Dutch Fashion Dreams: From Global Trends to Local Crafts, Fashion Theory, 2015, 15:2, 157-176, DOI: 10.2752/175174111X12954359478645

Werle, Simone: 50 Fashion-Designer, die man kennen sollte, München: Prestel 2010.

Internetquellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Antwerp_Six

https://fhcm.paris/en/

https://www.sueddeutsche.de/leben/mode-aus-belgien-dries-van-noten-der-stille-revolutionaer-1.1032934-3

https://www.visitantwerpen.be/de/modestad-van-wereldformaat